RaFT

RaFT Projektlogo

Das Bundesmodellprojekt RaFT (Rapid Fentanyl Tests in Drogenkonsumräumen) wurde vom Bundesministerium für Gesundheit im Zeitraum 12/2022-01/2024 gefördert. In der Deutschen Aidshilfe war die Projektleitung angesiedelt. Der Kern des Projekts, die Durchführung von Fentanyl-Schnelltests, wurde von 17 Drogenkonsumräumen in 7 Städten im Zeitraum März-August 2023 umgesetzt.

Mehr Infos zum Projektauftakt finden sich u.a. hier: Meldung zum Projektauftakt Dez-2022
Mehr Infos zu den Projektergebnissen finden sich u.a. hier: Pressemitteilung mit Kurzbericht Feb-2024

Auf dieser Webseite sollen zukünftig folgende Informationen zur Verfügung gestellt und aktualisiert werden:

  1. Neuigkeiten zu illegal hergestelltem Fentanyl in Deutschland 
  2. Informationen zur Weiterführung oder Etablierung von Schnelltestangeboten in Einrichtungen mit und ohne Konsummöglichkeit
  3. Informationen zu Fentanyl und zu Schnelltests für Konsument*innen
  4. Abschlussbericht des Bundesmodellprojekts RaFT

Neuigkeiten zu illegal hergestelltem Fentanyl in Deutschland

Im Bundesmodellprojekt wurde in 1.401 Heroinproben, die per Schnelltest auf Fentanyl überprüft wurden, in 50 Fällen Fentanyl nachgewiesen. In den letzten Monaten wurde sowohl aus München als auch aus Hamburg berichtet, dass Heroin sichergestellt wurde, das mit Fentanyl bzw. sogar mit Carfentanyl versetzt war. Ebenso besorgniserregend sind die Fälle aus dem Jahr 2023 in Irland und UK, in denen hochpotente synthetische Opioide - unter anderem als Beimengung in Heroin - zu tödlichen und nicht- tödlichen Überdosierungen geführt haben. 

Mehr hierzu in unserer gemeinsamen Pressemitteilung mit der katho und Akzept e.V., in der wir auf die Ereignisse und die nun erforderlichen Maßnahmen hinweisen.

Parallel dazu berichtet UNODC im "Afghanistan Opium Survey 2023" (dem einschlägigen Report zu Anbau und Export von Opium in bzw. aus Afghanistan) im Januar 2024 erstmalig schwarz auf weiß, dass Anbau und Export im letzten Jahr um 95% gesunken sind (im Vergleich zum Vorjahr). Das bringt nicht nur uns, sondern auch andere Expert*innen, in die paradoxe Lage, dass man befürchten muss, dass dadurch auch hier in Deutschalnd bald eine Verknappung von Heroin auf dem Schwarzmarkt spürbar werden könnte. Denn an Heroin sind Konsument*innen seit Jahren und Jahrzehnten gewohnt - und selbst diese Substanz ist schon für weit über die Hälfte der drogenbedingten Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Aus NRW wird vereinzelt bereits berichtet, dass der WIrkstoffgehalt von Heroin tendenziell zurückgeht. Dass sich im Umlauf befindendes Straßenheroin also schwächer wird.

Eine geringere Verfügbarkeit von Heroin würde nicht zu einer geringeren Nachfrage führen. Gleichzeitig sind synthetische Opioide, insbesondere Fentanyl, verhältnismäßig leicht in kleinen Laboren herzustellen. Das sieht man zum Beispiel in Berichten aus Estland, wo in den 2000er und 2010er Jahren eine Fentanylkrise aufkam und auch nach Angaben der Regierung bis 2017 wieder eingedämmt werden konnte. Hier wurden innerhalb relativ kurzer Zeit viele Labore gebaut, die sehr klein und einfach sind (z.B. Fotos im Bericht S. 18) und nur mit viel Repression und strafrechtlicher Verfolgung aufgespürt und ausgehoben werden konnten.

Aktuell haben wir weder Anhaltspunkte dafür, dass sich Handels- und Szenestrukturen hier bereits gravierend verändern, noch dafür, dass sich Bilder, wie wir sie aus den USA und Kanada im Fernsehen sehen in Bezug auf gesundheitlichen und sozialen Zustand drogengebrauchender Menschen hier wiederfinden. 
Illegal hergestelltes Fentanyl und auch andere synthetische Opioide (z.B. Nitazene, aber auch pharmazeutisch hergestelltes Fentanyl) sind bisher unverändert stark auf dem Schwarzmarkt und auch als mitgebrachte Substanz in Drogenkonsumräumen vertreten. Aber bereits jetzt verzeichnen wir 2021 102 und 2022 83 Todesfälle unter Beteiligung von synthetischen Opioiden. 

DIe unterschiedlichen Blickwinkel, Ereignisse und Beobachtungen sollen nicht zur Panik führen. Und bitte auch nicht zu weiteren Schlagzeilen und berichten, die von "Zombies", "Horror-Drogen" und Ähnlichem sprechen. Durchaus sollten die vorliegenden Daten, Fakten und Einschätzungen verschiedener Expert*innen aber dazu führen, dass man sich verstärkt und ernsthaft auf Fentanyl vorbereitet. Ein Zusammenschluss europäischer Expert*innen hat im Rahmen des "SO-PREP Projects" bereits erarbeitet, was genau das bedeutet: Welche Maßnahmen wirksam sind und von den Ländern etabliert werden sollen um einen Anstieg an (tödlichen) Überdosierungen zu vermeiden.